Nach einem langen, nicht enden wollenden Flug erreicht das Flugzeug die ersten Vororte von Shanghai. Obwohl es eigentlich ein klarer Tag ist, liegt ein leichter Dunstschleier über der Stadt. Als wir die Stadtgrenze erreichen, wird dann sogar die Luft im Flugzeug etwas schlechter und es riecht nach verbranntem Holz bzw. Kohlefeuerung. Von den ersten Ausläufern der Stadt bis zum Flughafen fliegt man noch mindestens 15 bis 20 Minuten. Genug Zeit also, um die vielen Zettel, die man so braucht, auszufüllen. Zum einen muss man über seinen Gesundheitszustand Auskunft geben. Zum anderen braucht man einen Einreiseschein für das „Immigration office“ und zu guter letzt will der Zoll noch 18 Fragen beantwortet haben. Nach der Ankunft auf dem Flughafen müssen die Zettel in angegebener Reihenfolge abgegeben werden. Wobei die Gesundheitsuntersuchung einfach in der Abgabe des Zettels besteht. Dann bekommt mein Reisepass noch einen schicken roten Stempel und weiter geht’s zum Kofferband. Die anschließende Zollkontrolle ist der Einfachheit halber auch auf die Abgabe des ausgefüllten Zettels beschränkt. Ich hatte ja vorher noch zwei Äpfel entsorgt, weil die Einfuhr ganz furchtbar streng verboten ist, aber die hätte ich ohne weiteres auch einschmuggeln können.
Terminal der Magnetschwebebahn.
Vom Flughafen aus geht es dann mit der Magnetschwebebahn Richtung Innenstadt. Beim Ticketkauf habe ich es sogar geschafft, einen Rabatt zu bekommen. So habe ich statt 50 RMB (5 Euro) nur 40 RMB (4 Euro) bezahlt. Das Vergnügen ist allerdings nur von kurzer Dauer, weil der Zug schon 7 Minuten nach Abfahrt am Flughafen in der Stadt ist. Bei einer Geschwindigkeit von 430 km/h kein Wunder. Eine Kurvenfahrt bei 430 km/h ist aber auf jeden Fall den Fahrschein wert.
Nachdem ich einen ultramodernen Fahrschein gekauft habe, geht es weiter mit der Metro. Beim Betreten der Station wird der Fahrschein einfach auf die Kontrollbox aufgelegt und kommuniziert irgendwie per Funk seine Daten. Der Fahrschein an sich kostet dabei ungefähr 50 Cent, Wert ist er sicherlich mehr. Allerdings wird er dann an der Endstation wieder eingezogen, ich konnte ihn also nicht hinterher einer Untersuchung unterziehen. Naja, vielleicht kaufe ich mir noch mal einen zum auseinandernehmen.
An der Metrostation empfängt mich dann eine Horde Mopedfahrer, die mich in mein Hotel fahren will. Allerdings habe ich gut sichtbar einen ziemlich großen Koffer dabei. Wie soll das denn bitte gehen? Aber dank mangelnder Kommunikationsmöglichkeiten auf beiden Seiten bleibt diese Frage ungeklärt. Ich nehme mir dann ein Taxi, obwohl laut Stadtplan das Hotel nur zwei Straßen weiter ist. Das stellt sich dann auch sofort als gute Idee heraus, weil wir mindestens 10 Minuten unterwegs sind. Und das im Kamikaze-Stil unter kräftigem Einsatz der Hupe und Missachtung (vermutlich existierender) Verkehrsregeln.
Das Hotel ist ziemlich groß und nett eingerichtet. Das Zimmer selbst hat Standardgröße und zwei große Betten. Die Dame an der Rezeption hatte sich entschuldigt, dass gerade keine Kingsize-Betten mehr vorhanden sind, aber ich muss sagen, Queensize ist ebenfalls völlig ausreichend um sich kreuz und quer zu legen.
Mein chinesischer Kollege Daniel (das ist sein englischer Name, eigentlich heißt er DY) kommt dann gegen Mittag vorbei, um mir die Umgebung des Hotels und das nahegelegene Zentrum des Stadtteils zu zeigen. Ich stelle mich mal auf eine kurze Fußwanderung ein und bin überrascht, als wir dann ein Taxi nehmen. Zum Zentrum (wohlgemerkt nicht dem Zentrum von Shanghai) sind wir dann aber auch gut 30 Minuten unterwegs. Das heißt also in der Nähe. Zu sehen gibt es vor allem ein großes Shoppingzentrum, dass sich auf alle Gebäude im Umkreis einer ziemlich großen Kreuzung sowie den gesamten Bereich unter der Kreuzung verteilt. Dabei ist jeder einzelne Teil mindestens so groß wie ein normales deutsches Einkaufzentrum, nur dass es eben mehrere davon gibt. Einige der Einkaufstempel erstrecken sich auch über mehr als 8 Etagen. Da es aber überall gleich aussieht und es die gleichen Sachen gibt (vor allem Armani, Dior, …) fällt die Orientierung etwas schwer und selbst Daniel verläuft sich mal. Den Supermarkt, in den wir eigentlich wollten, finden wir allerdings nicht. Trotzdem war die Shoppingmeile echt sehenswert. Ich muss mir mal die Adresse aufschreiben lassen, damit ich mich noch mal hinfahren lassen kann.
Nachdem wir einen Cafe bei Starbucks getrunken haben, geht es dann mit dem Taxi wieder in Richtung Hotel, weil Daniel um die Ecke vom Hotel auch einen Supermarkt gesehen hat. Den finden wir auch wieder und ich kann mit meiner Nahrungsmittelsuche anfangen. Ich werde auch wirklich fündig, es gibt fast alles. Cornflakes aus Deutschland, Milch aus Neuseeland, Butter aus Frankreich, Salami aus Italien und deutsches Brot aus China. Ist also fast wie zu Hause, die Preise für die importierten Sachen sind zwar etwas höher als zu Hause, aber dafür brauche ich ja dann auch das Frühstück im Hotel für günstige 20 Euro pro Tag nicht mitnehmen. Ein Kaffee oder stilles Wasser (0,25 l) aus der Minibar kostet übrigens 4,80 Euro. Deswegen gleich noch Wasser aus dem Supermarkt für 10 cent (1,5 l) mitgenommen. Dazu gibt’s noch jede Menge Früchte zu bestaunen und ich nehme mir neben den China-Äpfeln und China-Birnen (die ich bei uns schon mal gesehen habe, die mir aber immer zu teuer zum probieren waren) auch mal was giftig-rot aussehendes mit. Da das Hotel gleich um die Ecke ist, nehmen wir kein Taxi, sondern laufen. Und zwar 25 Minuten. Mit Einkaufstüten. Naja, wirklich ziemlich nah.